Leseweisung
Im Jugendstrafrecht steht der Erziehungsgedanke im Vordergrund. Deshalb zielt die jugendrichterliche Sanktion der Leseweisung darauf ab, Erziehung zu fördern und zu sichern, indem sich Jugendliche über das Medium Buch mit sich selbst, ihrer Straftat und Aspekten wie Schuld, Verantwortung oder Konflikten auseinandersetzen.
Als Reaktionsmöglichkeit auf jugendliches Fehlverhalten kann die Auseinandersetzung mit einem Buch den Jugendlichen neue Sichtweisen oder Entwicklungsperspektiven eröffnen. Unsere ausgewählten Jugendbücher haben vielfach Themen zum Gegenstand, die der Lebenswelt der Jugendlichen entsprechen. Über die Geschichte können Anknüpfungspunkte zur eigenen Person und zum eigenen Verhalten hergestellt werden.
Die Leseweisung dient der
- Selbstreflexion
- Ausarbeitung von Lösungsstrategien
- Förderung von Sprache und Ausdruck
- Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und persönlichen Problemlagen
Die Leseweisung ist ein Beitrag gegen die Radikalisierung der Sprache und gibt Gesprächen eine oft verlorengegangene Tiefe zurück.
Wie wird die Leseweisung durchgeführt?
Beim ersten Gespräch wird mit den Jugendlichen gemeinsam ein geeignetes Buch ausgewählt, das sie sich entweder kaufen oder bei uns ausleihen können. Innerhalb eines festgelegten Zeitraums muss das Buch gelesen und gegebenenfalls die zugeteilten Fragen beantwortet werden. In den weiteren Gesprächen folgt eine intensive Auseinandersetzung mit der Lektüre, die eine Verbindung mit der Straftat oder der individuellen Lebenssituation herstellen kann.
“Das verkaufte Glück” von Manfred Mai
Der aktuelle Buchtipp der Brücke Dachau e.V.
Ein Jugendbuch das sich mit den tragischen Schicksalen der Schwabenkinder befasst. Eine emotionale und historische Herausforderung.